GREEN-TO-GO 

Der 5-Minuten-Klima Power Blog @21plus

In ihrer monatlich erscheinenden Kolumne  beleuchtet Birgit Compin Fortschritte und Niederlagen im Kampf um den europäischen Green Deal und die lahmende digitale Mobilmachung in ihrer Region. Wer macht was, wer hat vor etwas zu tun, wer macht gar nichts und was machen andere? 

NEU IDEEN BRAUCHEN WIR ALLE !
Doch nicht nur die eigene Region hat sie im Blick. Sie schaut dabei stets über den regionalen Tellerrand hinaus und blickt in andere Städte und Länder, wo beispielhafte, innovative oder auch visionäre Projekte darauf warten, endlich auch vor der eigenen Haustür adaptiert zu werden.

GREEN-TO-GO erzählt in jeweils fünf Minuten vom Suchen und Finden einer klimafreundlichen Zukunft.

Was ist der GREEN DEAL? Damit befasst sich der 1. Artikel / Blog

zurück

Weiterlesen

#10 – WAS WÄRE WENN?

GREEN-TO-GO – der 5-Minuten-Klima Power Blog
von Birgit Compin

| 2030 | Das entscheidende Jahrzehnt – Artikel veröffentlicht: 29/08/22 @ gt-info.de

Foto: pexels, Sebastian Sørensen

Die aktuelle Situation fordert die Kommunen in Deutschland heraus. Was ist zu tun, wenn das Worst-Case-Szenario eintritt und das Land kein Gas mehr aus Russland erhält? Städte und Kommunen werden nervös und erörtern Pläne für ihre Gemeinden; die Energiewirtschaft stellt bereits die Frage nach einem möglichen Rettungsschirm für Stadtwerke. Was vor kurzem noch undenkbar erschien, könne bald schon wahr werden. Es sind existentielle Fragen, die seit Monaten im Raum stehen. Aber warum stellen wir sie erst jetzt?

Lange schon beschäftigt sich die Agentur 21plus mit den Themen Erneuerbare Energien und Energiesparen. Deshalb tragen wir seit Monaten Ideen für die verschiedenen Szenarien zusammen. Da ist zunächst ein umfangreiches Ideenpapier, ein Exposé, das im Kern die Erneuerbaren Energien behandelt. Es ist eine Art To-to-Liste, abgestimmt mit einem namhaften Wissenschaftler, die sich an die Kommunen und Städte genauso richtet, wie an Unternehmen, für die eine schnellstmögliche Klimaneutralität höchste Priorität bedeutet. Windkraft, (Agri-)PV-Anlagen, Biogas und Wasserstoff sind der Antrieb unserer Ideen. Denn wir sind der Meinung, dass es ohne sie nicht mehr gehen wird.

Mehr dazu gerne auf Anfrage unter: kontakt@birgitcompin.de

Zum anderen beschäftigt uns schon lange die Frage, was wäre wenn? Was, wenn die täglich so dringend benötigten Energiequellen nicht mehr fließen? Dann ist auf jeden Fall neben einem Höchstmaß an Gemeinschaft die Sparsamkeit von allen gefragt. In unserem mehrfach veröffentlichten Beitrag haben wir wesentliche Punkte für die Bürger*innen zusammengetragen. Hier zu lesen: www.birgitcompin.de/2022/03/31/6-sparen-ist-geil/

Ein weiterer wichtiger Baustein sind Maßnahmen für einen Notfallplan, den die Städter dringend und schnellstens im Fall der Fälle umsetzen müssen.

Und doch: Der Eintritt des Notfalls ist eigentlich viel zu spät für Reaktionen. Wir müssen endlich begreifen, dass das eine das andere bedingt. Langfristig müssen Lösungen her und kein Notfallplan. Wenn jedoch für die Umsetzung in den Verwaltungen keine Kapazitäten zur Verfügung stehen, gibt es viele Lösungen, sie zu unterstützten.

Hier stellt die Agentur 21plus Kommunen und Städten eine erste Ideensammlung für ihre Notfallpläne zur Verfügung.

Nicht erst wenn es weh tut, bereits jetzt ist Energiesparen wichtig!

Foto: Pexels, prem pal singh tanwar

Die Sofortmaßnahmen von Kommunen und Städten

  • Krisenstab sofort einrichten: Verwaltung, betroffene Unternehmen, Stadtwerke, Krankenhäuser, Caritas, weitere wichtige Institutionen. Es muss ermittelt werden, welche Maßnahmen wo bereits jetzt, welche Im Ernstfall direkt umgesetzt werden können. Dafür Vorbereitungen treffen. Ergebnisse turnusmäßig schnellstens veröffentlichen.
  • Alle öffentlichen Gebäude wie Rathäuser werden bis auf weiteres ab sofort nicht mehr beleuchtet.
  • In allen öffentlichen Gebäuden werden bereits jetzt die Temperaturen deutlich zurück gefahren. Im Sommer könnte die Heizung komplett ausgeschaltet werden.
  • Warmwasser in Sanitäranlagen und Küchen ausschalten. Stattdessen für Kaffee/Tee energieeffiziente Wasserkocher einsetzen, falls nicht schon erledigt.
  • Alle öffentlichen Gebäude sofort einer kompletten Energieeffizienz-Analyse unterziehen.
  • Mitarbeiter zur Sparsamkeit anhalten. Dafür vielleicht eine Art Mitarbeiter-Challenge einführen.
  • Raumtemperatur in Sport- und Turnhallen senken und Warmwasser für Sanitäranlagen abstellen. 
  • Stadtverwaltungen sollte JETZT prüfen, wie sich mit Beginn der Heizperiode die Betriebszeiten von Heizungen und Lüftungen in Verwaltungs-, Schulgebäuden und Veranstaltungshäusern auf ein Mindestmaß zurückfahren lassen. 
  • Schaffung von „Wärmeinseln für Bedürftige“.

Bevölkerung

  • Rettungsschirm für Bedürftige: Bereits jetzt Listen mit besonders Bedürftigen erstellen, die möglicherweise stark betroffen sind, um ihnen Sofortmaßnahmen im Ernstfall umgehend anbieten zu können. Alles bereits jetzt abstimmen als „Rettungsschirm für Bedürftige“. Dafür caritative Verbände sofort einbinden.
  • Bevölkerung mit einer Info-Kampagne zum allgemeinen Energiesparen anhalten. 
  • Schulen direkt nach den Sommerferien in die Sparmaßnahmen einbinden und hierfür eine Challenge einführen: Welche Schule spart am besten? Nachhaltige Preise ausloben! 

Kommunalwerke

  • Bäderbetriebe sollten bereits jetzt die Temperatur in den Becken drosseln: Kein Aufheizen mehr, maximal 22 (oder geringer) Grad Celsius. Temperaturen der Saunen überprüfen, evtl. die heißesten runterfahren. Betriebe und Abläufe auf Effizienz überprüfen. 
  • Inwieweit Hallenbäder im Winter überhaupt für den Badebetrieb zur Verfügung stehen können, soll nach Lage der Dinge entschieden werden. Frage: Sind die Abschaltungen überhaupt sofort umsetzbar? Wenn nicht, einplanen!
  • Straßenbeleuchtung auf LEDs schnellstens umrüsten. 
  • Kommunalwerke sollten bereits jetzt einen Plan zu erarbeiten, was im Ernstfall bei öffentlichen Gebäuden, etc. zu tun ist, auch prüfen und erklären, wo sie Energie sofort einsparen kann (s.o.).
  • Um die Erneuerbaren voranzubringen, sollten Kommunalwerke umgehend beginnen (wenn nicht schon geschehen), eine Status-Quo-Liste für ihr Einzugsgebiet zu erstellen. In einigen Bundesländern sind sie verpflichtet, einen Wärmeleitplan für Kommunen ab 20.000E zu erstellen, was sehr sinnvoll ist. 
  • Bereits jetzt auf der Startseite der Stadtwerke die Bürger ausführlich darüber informieren, was ein Notfallplan bedeutet. Viele Kommunale Werke bietet das bereits an, andere leider noch nicht.

Wenn der Notfall eintritt

  • Private Haushalte, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, Feuerwehr und Polizei sollten von den Maßnahmen ausgeschlossen sein.
  • Menschen mit geringem Einkommen müssen entlastet werden. (siehe oben) Vielleicht dafür einen Fond bereits JETZT gründen. Grundsätzlich entsprechende Institutionen/Verbände einbinden. 
  • Öffentliche Bäder umgehend schließen.
  • Straßenbeleuchtung auf Notbeleuchtung herunterfahren. Ampelanlagen abschalten, wo dies möglich ist. Außenbeleuchtungen, die für die Verkehrssicherheit notwendig sind, bleiben davon unberührt.
  • Verstärkte Präsenz von Polizei und Ordnungsamt in der dunklen Jahreszeit, Personaldecke hierfür bereits jetzt überprüfen.

zurück

Weiterlesen

#9 – WANN WIRD UNSERE STADT KLIMANEUTRAL?

Grafik: Uhe-Design I gt-info.de

GREEN-TO-GO – der 5-Minuten-Klima Power Blog
von Birgit Compin

| 2030 | Das entscheidende Jahrzehnt – Artikel veröffentlicht: 29/06/22 @ gt-info.de

Wann wird unsere Stadt klimaneutral?

Vor einer Woche las ich einen interessanten Artikel in der Berliner Morgenpost. Eigentlich beschäftigte er sich damit, wie sich die einzelnen Regierungsmitglieder in der Krise so „schlagen“. Und doch fand ich dort eine guten Ansatz für diese Kolumne.

„Es ist ein Scheibenkleister und nicht richtig, nun mehr CO2 in die Luft zu pusten.“

Der Wirtschaftsminister lege einen beeindruckenden Spagat hin, war dort zu lesen. Statt mit dem neu geschaffenen Superministerium für Wirtschaft und Klima  entschlossen die Klimapolitik voranzutreiben, plagt er sich mit „CO2-Schleudern“, wie Kohlekraftwerke, Flüssig- und Frackinggas herum, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Und doch: Neben all dem täglichen Wahnsinn arbeiten Wirtschafts- und Klimaministerium gemeinsam mit dem Umweltbundesamt und dem Bauamt für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen mit Hochdruck daran, uns langfristig aus dieser rückwärtsgewandten Abhängigkeit herauszuführen. Sie ändern Gesetze und schaffen Erleichterungen, um den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. Es sei ein „Scheibenkleister und nicht richtig, nun mehr CO2 in die Luft zu pusten“, zitiert der Autor den Minister beim jährlichen Spitzentreffen des BDI im Juni. „Aber es sei notwendig, um sich nicht weiter erpressbar zu machen. Die Drosselung der Gaszufuhr nennt Habeck einen ‚ökonomischen Angriff‘ auf Deutschland. Als er endet, spenden die Wirtschaftsvertreter ihm langen Applaus. In der Wirtschaft kann Habeck derzeit punkten.“ [sic]

Und in der Stadtgesellschaft?

Bei uns gibt es den Wattbewerb, Unternehmen installieren PV-Anlagen auf Hallendächer, Eigenheimbesitzer setzen auf Wärmepumpen, gerade entsteht eine privatwirtschaftliche Wasserstoffsiedlung am Stadtrand und die Stadtwerke bieten diverse Module an. Das alles ist schön, wertvoll – aber reichen wird es nicht. „Würden wir jedes Haus in der Stadt mit PV-Anlagen zupflastern, erhalten wir gerade mal 20 Prozent der erforderlichen Energie“, sagte mir ein Experte. 

Hört man einigen Verantwortlichen in der Stadtverwaltung zu, glauben sie derzeit noch nicht so recht daran, dass sich die Gesetzeslage für den schnellen Ausbau von Windkraft und PV-Anlagen tatsächlich ändert. Und wer will ihnen das verdenken? Schließlich beschäftigen sie sich tagtäglich mit den Widrigkeiten diverser Bauvorschriften, Verordnungen, Gesetzesvorgaben und weiteren Hindernissen, um schnell und zügig die Erneuerbaren Energien auch in Gütersloh voranbringen zu können. Wird sich das jemals ändern? Die Frage ist sinnlos. Es muss!

Wie wäre es mit Bürgerwindparks? 

Wer das jetzt liest, bekommt vermutlich eine Krise. Sie sind eben immer noch erklärungsbedürftig. Das Problem: die Vorzüge von Windparks sind einleuchtend, doch sollen sie nicht vor der eigenen Haustür stehen und Vögel verletzen. An dieser Einstellung wird wohl auch das neue Habecksche Gesetz zur Distanzreduzierung nichts ändern. Und doch sollten wir genau darüber nachdenken: Windparks helfen nicht nur dem Klimaschutz aufgrund der heimischen Erzeugung umweltfreundlicher Energie, sie bedeuten auch eine Wertschöpfung in der Region. Allein in Schleswig-Holstein wurden in den vergangenen Jahren um die 12.000 Arbeitsplätze in der Windbranche geschaffen.

Wie genau das aussehen kann, stelle ich in der Septemberausgabe von gt!nfo vor.

Vollkommen Klimaneutral funktioniert bereits

Die ZDF-Sendung „plan B.“ beschäftigt sich mit nachhaltigen Themen und stellte Anfang Mai 2022 zwei bemerkenswerte Projekte vor (Video siehe Link).

Da ist zum einen die Insel Samsø in Dänemark. Natürlich steht ihre Einwohnerzahl mit 4.000 Personen in keinem Verhältnis zu der unsrigen. Und doch ist das Beispiel interessant. Denn hier geht es um Akzeptanz und ein „gemeinsames an einem Strang ziehen“. 

Samsø ist heute komplett CO2-neutral. Dafür war es wichtig die Landwirte zu überzeugen in grüne Energie zu investieren, um mit sauberer Energie zusätzlich Geld zu verdienen. Ihr Fazit heute: „Jedes Wetter ist gut für einen Landwirt, wenn du Sonnenkollektoren und ein Windrad hast.“ Sie nutzen auf ihren Feldern Agri-Panels, jeweils ein Windrad und weitere Solarkollektoren. Ihre Kraftwerke stellen Biogas her, das sie zur Wärmegewinnung nutzen. „Wenn es wirtschaftlich Sinn macht, macht es auch in den Köpfen Sinn.“ Ein weiterer Pluspunkt dieser Kommune: Um die Fahrzeuge der gesamten Insel endgültig auf e-Mobilität umzustellen, wurden PV-Parks mit Parkplätzen gekoppelt. Hier kann jetzt jeder Inselbewohner sein Fahrzeug aufladen. 

„Wenn es wirtschaftlich Sinn macht, macht es auch in den Köpfen Sinn.“

Ein weiteres Beispiel ist Esslingen, Baden-Württemberg. Hier entstand eine Siedlung mit 500 Wohnungen, die sich weitgehend selbst mit grünem Strom und Wärme versorgt. Ein Projekt übrigens, das mit über 12 Millionen Euro staatlich gefördert wurde. Der Strom kommt von einer PV-Anlage auf den Dächern, einem Windrad nebenan und einer Biogas-Anlage. Was gerade nicht gebraucht wird, fließt in die Wasserstoffherstellung im Keller. Die Abwärme der Anlage wird direkt genutzt, um die Gebäude mit Wärme zu versorgen. (Beide Beispiele siehe Video unten)

Green City Gütersloh – so könnte es gehen

Der Bauingenieur Prof. Dr.-Ing. Manfred Norbert Fisch verwirklichte mit seinem 100-köpfigen Team auch dieses Esslinger Projekt. Im Mai habe ich den Professor zu einem Zoom-Gespräch getroffen und ihn zu Lösungen für unsere Stadt befragt. Natürlich braucht es dafür ein individuelles Energetisches Gesamtkonzept hin zur Klimaneutralität, das er erstellen könne. „Doch dafür muss die Stadt erst einmal ein eigenes Konzept erarbeiten.“ Was genau das beinhalten sollte, habe ich in einem ersten ausführlichen Exposé mit entsprechenden Handlungsempfehlungen  zusammengestellt. Kurz zusammengefasst, sagte er Folgendes:

  • „Um eine Stadt für die Zukunft klimaneutral zu gestalten, müssen zwei Dinge zusammen gebracht werden: Eine wirtschaftliche Optimierung zur Reduzierung des Verbrauchs und die Erzeugung von erneuerbaren Energien.“

  • „Es ist unerlässlich, bei Neubauten ein Verbrennungsverbot zu erteilen (keine CO2 Belastung mehr, auch nicht durch Holz). Die Bestandsimmobilien müssen energetisch modernisiert werden.“

  • „Gleichzeitig muss der Ausbau der Erneuerbaren von der Stadt zügig vorangetrieben werden: PV, Windkraft, Biogas (Landwirtschaft), Wärmepumpen im Bestandsbau, Abwasser.“

  • „All das muss so miteinander vernetzt sein, dass es ein ganzheitliches Konzept für die Stadt ergibt.“

  • „Wasserstoff spielt eine große Rolle und kann durch die gute Autobahnanbindung mit LKWs von den künftigen ‚grünen‘ LNG-Terminals in die Stadt gelangen.“

  • Wie viel importiert werden muss, zeigt auch ein entsprechender Wärmeleitplan (in Baden Württemberg Pflicht für Kommunen ab 20.000 Einwohnern).

  • Wichtig: „Aus sich selbst heraus kann man 100 Prozent Klimaneutralität nicht
    erzeugen und komplett autark werden. Dazu braucht man Wasserstoff.“

Und jetzt? Fangen wir endlich an? Erste Ideen liegen bereits in der Schublade. Kramen wir sie hervor!

Links:
Artikel: www.morgenpost.de/politik/article235684329/scholz-habeck-lindner-krisenmanager-ukraine-gas-analyse.html

PlanB: www.zdf.de/gesellschaft/plan-b/plan-b-ohne-oel-und-gas-100.html

Univ. Prof. Dr.-Ing. M. Norbert Fisch:
www.siz-energie-plus.de/staff/m-norbert-fisch

Bürgerpark: www.buergerwindpark.de

Bei Interesse am Exposé für ein kommunales Energetisches Gesamtkonzept und Handlungsempfehlungen einfach >>> Mail an: kontakt@birgitcompin.de

zurück

Weiterlesen

#8 – HIN ZUR ERNEUERBAREN ENERGIE

GREEN-TO-GO – der 5-Minuten-Klima Power Blog

| 2030 | Das entscheidende Jahrzehnt – Artikel (gekürzte Version) veröffentlicht: 02/06/22 @ gt-info.de

Der Plan

Was vor kurzem noch als Osterpaket vom Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz angekündigt wurde, hat am 17. Mai ein umfassendes Update erhalten. „Arbeitsplan Energieeffizienz – Energiesparen für mehr Unabhängigkeit“ nennt sich das umfassende Projekt, das Bundesminister Robert Habeck zügig umsetzen will. 

„Wir setzen derzeit alle Hebel in Bewegung, um unabhängiger von russischer Energie zu werden. So wichtig es dabei ist, kurzfristig alternative Lieferquellen für Gas aufzutun und die Infrastruktur dafür zu bauen: Der günstigste und effizienteste Beitrag zu mehr Unabhängigkeit ist weniger Energieverbrauch. Das ist für den Klimaschutz dringend nötig und es hilft auch, angesichts der horrenden Preise für die fossilen Energien den Kostendruck zu senken – und der ist gerade für Familien, die wenig verdienen, enorm. Und auch für Betriebe sind die Preise eine Belastung. Deshalb arbeiten wir intensiv daran, die Energieeffizienz zu stärken – mit Förderung und Anreizen, mit dem richtigen Rahmen und Informationen. Energie sparen und auf Erneuerbare zu wechseln, das ist Aufgabe. Nicht erst seit heute, aber heute erst recht.“
-Robert Habeck

Ich habe mir die Themen des Plans einmal näher angeschaut und einiges zusammengefasst, was die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, und natürlich die Leserschaft des gt!nfo interessieren dürfte.

Sanierung bestehender Häuser

Da sind zunächst einmal  neue Förderangebote für Haushalte und Unternehmen. Der Schwerpunkt der Gebäudeförderung via KfW-Bank und Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) wird bald schon auf der Sanierung bestehender Häuser und Wohnungen liegen. „Die Förderung hierfür hat einen besonders hohen Klimaschutzeffekt und hilft, Geld zu sparen.“ Gerade alte Fenster, Außentüren und Heizungsanlagen sind Energiefresser – und kosten bares Geld. „Von der Sanierungsförderung können die allermeisten Wohngebäude profitieren“, so das Bundesamt.

Förderung für klimafreundliches Bauen

Die Neubauförderung wird an konkreten Klimaschutzkriterien ausgerichtet. Schon jetzt greift die zweite Stufe der Neubauförderung – die sogenannte Förderung Effizienzhausstandard 40 Nachhaltigkeit (EH40-NH), die an das Qualitätssiegel für nachhaltiges Bauen (QNG) anknüpft. Ab Januar 2023 folgt dann ein für Neubauten neues Programm „Klimafreundliches Bauen“, das zusammen mit dem Ministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) erarbeitet wird. Nochmal zum Mitschreiben: „ Ab nächstem Jahr wird der gesetzliche Mindesteffizienzstandard im Neubau angehoben, und zwar auf die Effizienzklasse EH 55. Ab dem 1. Januar 2025 wird der Standard noch mal auf EH 40 erhöht. „Hierdurch wird der Wärme- und damit der Gasbedarf im Neubau erheblich reduziert.“

Weg von Öl- und Gas im Haus

Mehr als 500. 000 installierte Wärmepumpen pro Jahr – das ist das Ziel dieses Plans. Deshalb werden über eine Reform des BEG Anreize, wie Förderungen, geschaffen um weg von der Gas- oder Ölheizung und hin zur Wärmepumpe zu kommen. Gleiches gilt übrigens für Handwerksbetriebe und Planungsbüros, um an Weiterbildungen zum Thema Wärmepumpen teilzunehmen. „Ein Umsetzungsanreiz Handwerk soll die knappen Ressourcen im Handwerk zielgerichtet in die Heizungssanierung und dort zum Einbau von Wärmepumpen lenken.“ Zusätzlich gilt ab 2024, dass bei jeder neu eingebauten oder ausgetauschten Heizung, mindestens 65 Prozent Erneuerbare Energien zu nutzen sind. „Das ist in den allermeisten Fällen durch den Einbau einer Wärmepumpe, von Solarthermie oder Holzpellets möglich.“

Vermieter zahlen mehr bei schlechter Energiebilanz

Um Vermieterinnen und Vermieter zu motivieren, die energetische Sanierung ihrer Gebäude voranzutreiben, soll der CO2-Preis für Erdgas und Heizöl nach einem Stufenmodell neu zwischen Vermietern und Mietern aufgeteilt werden: Je schlechter die Energiebilanz des Gebäudes, desto mehr vom CO2-Preis zahlen jetzt die Vermieter. Das Stufenmodell liegt bereits als Gesetzentwurf vor.

Anreiz für Kommunen und Stadtwerke

Um kommunale Netze zur Wärmeversorgung zügig auf Erneuerbare umzustellen, soll die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) in Absprache mit der EU sorgen. Entsprechende  Förderprogramme sollen noch in diesem Jahr starten. Gleiches gilt für den Neubau von Wärmenetzen mit hohen Anteilen Erneuerbarer Energien und Abwärme.

Solardach wird zum Standard

Um die Stromerzeugung aus der freiverfügbaren Energiequelle Sonne zügig zu erhöhen, sollen Solardächer zum Standard werden. „Dies macht uns unabhängiger von Energieimporten und senkt angesichts der aktuell sehr hohen Börsenstrompreise die Stromkosten für alle.“ Die große Novelle des EEG sorge mittlerweile für eine deutliche Verbesserung der Einspeisevergütungen bei Dachanlagen. Ein entsprechendes Gesetz ist für das zweite Halbjahr geplant.

„Wir wissen, wie dick das Brett ist“, so Robert Habeck zu seinem groß angelegten Umbau Deutschlands hin zur erneuerbaren Energie für alle. „Ziel ist bislang, den Endenergieverbrauch bis 2030 um 24 Prozent zu senken – geschafft hat Deutschland in zehn Jahren gerade mal zwei Prozent. Wir brauchen also mehr Tempo und Konsequenz. Es ist eine gemeinsame nationale Aufgabe, bei der Politik, Industrie, Unternehmen, Verbraucherinnen und Verbraucher alle mithelfen können, damit es gelingt. Wer Energie spart, schützt das Klima, stärkt das Land und schont den Geldbeutel.“
-Robert Habeck

Der gesamte Arbeitsplan Energieeffizienz hier zum nachlesen:

Link: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/Energie/20220517-arbeitsplan-energieeffizienz-energiesparen-fuer-mehr-unabhaengigkeit.pdf?__blob=publicationFile&v=6

zurück

Weiterlesen

#7 – UNSER TÄGLICH WASSER

GREEN-TO-GO – der 5-Minuten-Klima Power Blog

| 2030 | Das entscheidende Jahrzehnt – Artikel (gekürzte Version) veröffentlicht: 31/04/22 @ gt-info.de

Als ich vor ein paar Tagen mit dem Fahrrad durch die Innenstadt radelte, rief mir jemand vom Straßenrand aus  zu: „Hey Birgit, unsere Heizung haben wir jetzt zwei Grad runter gedreht!“ Unser Vorschlag „Sparen ist geil“ in der vergangenen Ausgabe scheint bei den einen oder anderen tatsächlich angekommen zu sein. Vielleicht liegt es aber auch an der deutschlandweiten Debatte zum Thema. Und natürlich, auch bei mir ist längst nicht mehr alles so kuschelig und im Überfluss vorhanden wie es noch vor kurzem Standard war. Apropos:

„Wir haben so lange im Überfluss gelebt, dass wir gar nicht mehr wissen, wie ein normales Leben funktioniert“, sagte gerade eine ältere Dame zu mir. Und wenn man’s bedenkt, hat sie wohl recht. Statt fünf Nudelsorten horten wir heute gefühlte 50. Weil, man weiß ja nie, ob man die gedrehten bunten in XXL-Größe und all die anderen Formen, Fabrikate und Farben nicht doch noch irgendwann braucht. Sie waren ja so günstig – und dadurch wahlloses Einkaufen nicht selten die Norm. Nun, zumindest das mit dem Günstig und seinen Folgen hat sich scheinbar bis auf weiteres erledigt.

Dass sparen Geil und damit zum Trend werden könnte, zeigt sich auch beim Duschen. Das geht jetzt ungeahnt fix und beim Einseifen wird der Wasserstrahl löblicherweise ganz gestoppt. Ja, und da wären wir auch schon beim nächsten Thema, bei dem nicht wenige warnen, dass darum künftig ganze Kriege geführt werden könnten: Unser Wasser.

@ Farooq Khan / Pexels

Obwohl wir gerade erst das Frühjahr feiern, ächzt die Hauptstadt bereits unter Wasserknappheit. „Mindestens vier Jahre lang müsste es wieder so viel regnen wie früher, damit sich der Grundwasserspiegel in Berlin wieder auf Normal eingepegelt. Er ist in den letzten Dürre-Jahren zwischen 30 und 50 Zentimeter gesunken. Die Alarmzeichen: Seen mit sinkenden Wasserständen, vertrocknende Bäume!“, schrieb gerade die BZ und rief die Städter zum Wassersparen auf.

Doch nicht nur dort könnte es knapp werden. Seit den Hitzesommern 2018 und 2019 sinkt auch bei uns der Wasserspiegel. Und da Experten damit rechnen, dass der so wichtige Landregen auch in diesem Jahr die Böden nicht erreichen wird, scheint die Einsparung dieser Ressource ratsam.

Ein paar Zahlen und ein relativ unbekanntes Problem obendrein: Der Wasserverbrauch lag in Deutschland laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft 2018 bei etwa 4,8 Milliarden Kubikmeter, das sind durchschnittlich 127 Liter pro Kopf und Tag. Nur fünf Liter davon wurden zum Trinken und Kochen verwandt. Und der große Rest? Der ging drauf für Körperpflege, Toilettenspülung, Wäschewaschen, Putzen und Geschirrspülen. Und noch etwas Unangenehmes: Viele Flüsse haben ihre natürliche Selbstreinigungskraft verloren. Chemische Stoffe verunreinigen Oberflächen- und Grundwasser dermaßen, dass die Natur sie gar nicht oder nur zum Teil herausfiltern kann. Um dann daraus überhaupt noch hochwertiges Trinkwasser zu gewinnen, ist ein hoher technischer Aufwand nötig. 

Es wird also zunehmend ernst. Um unsere Trinkwasserversorgung für die Zukunft nachhaltig zu sichern, sind sich die Experten einig: Wir sollten schnellstens das Wasser schonend und sparsam eingesetzen. Wie aber reduziert man 127 Liter pro Tag und Kopf? Wir sollten schnellstens unser Wasser schonend und sparsam einsetzen. Wie aber reduziert man 127 Liter pro Tag und Kopf? 

Teures Wasser aus dem Supermarkt lässt sich durch das aus dem Wasserhahn ersetzen. Gemüse könnte statt unter fließendem Wasser in einer Schüssel gewaschen werden, um es später als Gießwasser zu nutzen. Und noch etwas: Wussten Sie, dass beim täglichen Händewaschen etwa 15 bis 20 Liter Wasser durch den Abfluss fließen? Wer den Wasserhahn des öfteren zudreht, spart bei identischer Hygiene bis zu 70 Prozent Wasser ein, denn auch Zähneputzen und Nassrasieren geht ohne den ewigen Durchlauf von Wasser. Alte Toilettenspülkästen sind regelrechte Wasserschlucker; sie verbrauchen knapp 45 Liter – bei fünf Benutzungen pro Tag entspricht das ein Drittel des täglichen Wasserbedarfs pro Person. Mit einer Zwei-Mengen-Spülung oder eine Spül-Stopp-Taste verbraucht die Toilettenspülung kann eine vierköpfige Familie bis zu 40.000 Liter Trinkwasser sparen.

Woher ich das alles weiß? Ich habe eine interessante Seite im Netz gefunden, die sich genau darum dreht: um unser täglich Wasser und wie wir es gezielter und sparsamer verwenden können.

Auch wie man bei Geschirrspüler, Waschmaschine und Co. bis zu 75 Prozent Wasser und Strom einsparen kann, was im Garten und beim Autowaschen zu beachten ist, hat der BUND hier übersichtlich zusammengetragen:


www.bund-bawue.de/themen/mensch-umwelt/trinkwasser/wassersparen/

zurück

Weiterlesen

#6 – SPAREN IST GEIL!

GREEN-TO-GO – der 5-Minuten-Klima Power Blog

| 2030 | Das entscheidende Jahrzehnt – Artikel veröffentlicht: 31/03/22 @ gt-info.de

Was ist da eigentlich passiert, zwischen gestern und heute? Zwischen meiner Kolumne vom März und dieser hier für den Monat April? Waren es Mitte Februar noch die verschiedenen Bausteine der Energiewende, die im Mittelpunkt meiner Artikel über den „Green Deal“ – diese aus heutiger Sicht fast schon entspannten Planungen bis 2030 – standen, haben sie seit dem 24. Februar eine völlig neue Dynamik erhalten. Wir müssen schnell handeln. Sehr viel schneller, sollen unsere Lichter nicht schon morgen ausgehen. Was bisher wie eine dumpfe Phrase klang, könnte tatsächlich Realität werden. Die Zeit hat sich gedreht. Komplett. Die Zeitenwende ist da!

Doch was heißt das für uns Bürger? Was können wir tun? Wie können wir helfen, die angedachten Maßnahmen zu beschleunigen? Lange habe ich überlegt, wie man das aufbereiten kann. Immer, wenn ich dachte, ich habe ein Konzept für diesen Artikel, überschlugen sich die Ereignisse und ich fing von vorne an. Ehrlich, ich habe gefühlt noch nie so viele Bundestagsdebatten verfolgt (und der Wissende weiß, wie ermüdend das sein kann), so viele Regierungsportale durchforstet und Pressesprecher genervt, wie in dieser Zeit (sorry, dafür!). Doch sie drängt, die Zeit – und die Druckabgabe sowieso. Und obwohl ich mir noch immer nicht so richtig im klaren bin, fange ich einfach mal an zu schreiben.

„Jede Kilowattstunde die wir nicht verbrauchen hilft“, sagt BM Robert Habeck. 

„Ich alleine kann da gar nichts machen“, kontern nicht wenige.

Habeck zum Frühstück

Bundestag, 24. März, 9 Uhr morgens – es ist exakt vier Wochen nach Tag eins der neuen Zeitrechnung: Robert Habeck wirbt gerade für den Etatentwurf seines Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Es geht um Ausgaben von 10,96 Milliarden Euro und erwartete Einnahmen von 731,92 Millionen Euro. Innovation, Technologie und die neue Mobilität sind seine Themen. Doch im Gegensatz zu ein paar Wochen zuvor, muss jetzt alles viel schneller gehen als geplant. Die Abhängigkeit von fossilen Energien müsse zügig weg, sagt er. Er spricht von künftigen LNG-Terminals und die so wichtige Umverteilung der benötigten Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas auf mehrere Partner, statt auf einen Unberechenbaren. Und die Unternehmen ziehen mit. Da scheint er schon weit gekommen: „Die Zahlen, die ich noch vor vier Wochen vorgelegt hatte, stimmen deshalb heute schon nicht mehr.“ Wüschen wir ihm und uns, dass es so weiter geht.

„Wer das Klima schützt, schützt die Freiheit.“ Robert Habeck

Während sich unser Bundesminister also sehr konkret an Unternehmen wendet und neue weltweite Kooperationen schmiedet, beschreibt das Umweltbundesamt (UBA), wie jeder einzelne von uns dem Klimawandel und damit auch rigoros dem Krieg begegnen kann. „Die beste Energie ist die, die gar nicht verbraucht wird“, heißt es auf deren Onlineseite. Wie wäre es also, wenn wir ab sofort versuchen maximal einzusparen, wo immer es geht? 

Machen wir eine Challenge draus!  – Wer spart am meisten?

„Es geht um jede Kilowattstunde und um jeden Energiefresser!“ Heute Journal

Heizung runter!

Wenn alle deutschen Haushalte die Temperatur um zwei Grad reduzieren würden, bedeutet das fünf Prozent weniger aus Russland importiertes Erdgas. Was sich im Vergleich zu den aktuellen 55 Prozent wenig anhört, macht in der Summe durchaus Sinn. Schließen sich dann auch noch Hotels, Gaststätten und Gewerbebetriebe der Aktion an, kämen wir auf über sieben Prozent vermeidbarer Erdgasimporte. Für das Mehr an Klima und Geld sorgt dann noch dieser Sidekick: All das entspricht nämlich 7,5 Millionen Tonnen vermeidbarer Treibhausgase und drei Milliarden Euro eingesparter Energiekosten (bei 10 Cent pro Kilowattstunde). Los kommt, der Frühling ist da, die Sonne lacht. Drehen wir am Regler! 

Wie wir duschen, so spart man

Auch beim Duschen lässt sich schnell mit wenig Geld viel Energie sparen. Sorry, aber wer jetzt noch vom Baden träumt, ist grundsätzlich raus. Ein Spar-Duschkopf senkt nämlich den Energieverbrauch beim Duschen um etwa 30 Prozent. Wenn also alle Menschen in Deutschland das tun, ersparen wie gemeinsam weitere 2,6 Prozent an russischen Erdgasimporten und etwa 2,8 Millionen Tonnen Treibhausgase. Die Energiekosten gehen um 1,1 Milliarden Euro runter. Ach ja, und ein paar Minütchen verkürzen wäre doch auch noch eine Option. Deal?

Weg vom Gas spart Öl

Mal ehrlich: Wo kann man überhaupt noch schneller als 130 auf den Autobahnen fahren? In NRW wohl kaum. Die Straßen sind einfach zu voll. Reduzieren wir aber die Geschwindigkeit auf Autobahnen auf 100 km/h und auf Straßen außerorts auf 80 km/h, sparen wir rund 2,1 Milliarden Liter ein. Würden wir es also schaffen, dass tatsächlich niemand mehr schneller unterwegs ist, liegt die Einsparung bei zirka 23,8 Prozent – und wir alle wissen bei den derzeitigen Preisen an der Zapfsäule, was das für jeden von uns bedeutet. Unds: Gleichzeitig reduzieren wir damit um die 5,3 Millionen Tonnen CO₂. Na? Wie wär’s?

… wenn die Ereignisse sich überschlagen, dann aber richtig. Heute, 24. März, treffen sich die Mitglieder von Nato, G7 und die EU. Und gleich zu Beginn warnt Frankreichs Präsident Macron vor einer beispiellosen Lebensmittelkrise. Und da ist sie also, unsere neue Baustelle.

„Die Lage wird in zwölf bis 18 Monaten noch schlechter sein, da die Ukraine die Saaten nicht ausbringen kann.“ Manuel Macron

Null Verschwendung

Gemeint ist Getreide, wie Weizen oder Mais. Die Ukraine und Russland sind hier die weltweit führenden Exporteure. Um den Verlust ein wenig auszugleichen, sollten wir statt unkontrolliert zu hamstern, sparsam sein. Denn: Aktuell werfen die Deutschen im Schnitt rund 80 Kilo Lebensmittel pro Jahr und Person im Wert von 230 Euro weg. Getreide wird allerdings auch als Futtermittel eingeplant. Eine Anregung von Greenpeace klingt interessant: „Wenn wir in Europa zehn Prozent weniger Tiere hätten, könnten wir dadurch die gesamten Getreideausfälle der Ukraine ersetzen.“ Ergo: Weniger geht auch. Lasst uns einfach maßvoll sein.

Die Krux mit dem Wasser

Ja, gut. Wasserknappheit hat nichts mit Ukraine und Russland zu tun – und trotzdem verändert sich der hiesige Grundwasserspiegel seit Jahren. Vor allem in den Hitzesommern 2018 und 2019 zeigte sich, dass der Klimawandel in Zukunft für die Versorgung brisant werden könnte. Und da der Sommer vor der Tür steht, Experten damit rechnen, dass der so wichtige Landregen auch in diesem Jahr die Böden nicht erreichen wird, sollten wir auch hier einsparen. Ein paar Zahlen, die nachdenklich machen können: Für eine Tomate werden laut BUND 13 Liter in der Produktion verbraucht, für ein Kilogramm Weizen in Europa 500 Liter, für ein Kilogramm Rindfleisch 15.500 Liter. Und deshalb kommt hier der Tipp, der unserer Challenge gut zu Gesicht stehen würde: Achten wir einfach auf eine ausgewogene, saisonale und regionale Ernährung. Versuchen wir mal „unser tägliches Fleisch“ auf einmal in der Woche zu reduzieren. Geht nicht? Doch, ich schwör’s!

6.000 Liter für eine Jeans

Und noch was: Ein großer Anteil unseres Wasserverbrauchs ist virtuelles Wasser, das nicht für die Produktion von Lebensmitteln, sondern von Waren verwendet wird. Etwa 4.000 Liter fallen pro Person und Tag dafür an. Das Schlimme ist, dass es mit unserem Kaufverhalten zusammenhängt: Für die Herstellung eines Smartphones werden etwa 900 Liter Wasser benötigt, für die Baumwolle einer Jeans sogar 6.000 bis 9.000 Liter. Für die Herstellung eines einzigen Autos sind bis zu 400.000 Liter Wasser fällig. 

Frage: Was machen wir? Weniger kaufen oder auf langlebige Artikel setzen? Den Second-Hand-Hype der 1980er Jahre wieder aufleben lassen? Reparieren statt wegwerfen oder gar recyclen? 

Haben Sie, liebe Leser, Ideen oder setzen sie schon längst in die Tat um? Dann schreiben Sie uns! In der nächsten Ausgabe geht es beim Thema Nachhaltigkeit um unser Wasser – und sonst gar nichts! (sofern nicht schon wieder etwas dazwischen kommt)

Nachweise:

www.umweltbundesamt.de

www.bmwi.de

www.bmuv.de

www.bund.net

www.greenpeace.de

zurück

Weiterlesen

#5 – RECYCLING ALS TREND

GREEN-TO-GO – der 5-Minuten-Klima Power Blog

| 2030 | Das entscheidende Jahrzehnt – Artikel veröffentlicht: 2/03/22 @ gt-info.de

Plastikflaschen zu Brillen, Fischernetze zu Schmuck und Kleidung. Im Meer schwimmt ja so einiges, was da nicht hingehört. Wie wäre es also, den herumtreibenden Müll einzusammeln und wieder zu verwerten? Geht nicht? Geht! Muss sogar! Und gibt’s auch schon.

Eine gute Idee um hier mitzumischen ist die Kreislaufwirtschaft – ein äußerst lukratives Geschäft für Unternehmen. „Wir leben auf zu großem Fuß. Unser lineares Wirtschaftssystem, das nach dem Durchflussprinzip take-make-waste funktioniert, befindet sich auf Kollisionskurs mit den Belastungsgrenzen unseres Planeten. Gewinnung und Verarbeitung von Ressourcen sind für mehr als 90 Prozent des weltweiten Biodiversitätsverlusts und mehr als die Hälfte aller Treibhausgasemissionen verantwortlich“, heißt es zum Beispiel auf „Circular Futures“, einer österreichischen Online-Plattform, die sich für die Kreislaufwirtschaft einsetzt.

Kreislauf als Wirtschaftsmodell

Die Kreislaufwirtschaftist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs. Bereits im Umlauf befindliche Materialien und Produkte werden so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt. Mit anderen Worten: Um die übrig gebliebenen Ressourcen unseres Planeten überhaupt noch schützen zu können, sollten wir Produkte so oft es geht wieder benutzen. Unternehmen haben diesen Wertstoffkreislauf längst als Geschäftsmodell entdeckt und ganze Geschäftszweige beschäftigen sich mit Wiederverwertung und Wiederverkauf.

Aus Alt mach Neu!

Dabei ist die Idee beileibe nicht neu. Schrotthändler leben schon seit es das „alte Eisen“ gibt sehr gut von der Verwertung und dem Weiterverkauf ihrer gesammelten Produkte. Doch nicht nur sie. Hier ein Abrissunternehmen, das sich mit der kompletten Wiederverwertung aller dabei gewonnen Materialien beschäftigt, da ein Start-up, das Altkleider in ihre Fasern zerlegt, neuaufbereitet und als recycelte Garne der Weiterverarbeitung in der Bekleidungsindustrie zuführt. 

Ja, auch das Umweltbundesamt plädiert schon seit langem dafür, defekte Geräte nicht zu entsorgen, sondern reparieren zu lassen. Ein Hinweis, der vermutlich auch Apple erreichte, denn seit kurzem bietet der iPhone-Hersteller endlich auch generalüberholte Modelle preiswerter an. 

Ein Blick auf Gütersloh zeigt zudem, dass Reparatur statt Wegwerfen hier schon lange Programm ist. Der Verein Makerspace bietet seit Jahren an jedem ersten Samstag im Monat in der Stadtbibliothek die Möglichkeit an, defekte Geräte zu neuem Leben zu erwecken. 
www.makerspace-gt.de

Wie wäre es also, wenn wir das „Ressourcen Schonen“ zum Trend erklären und so in unseren Alltag integrieren? Hier ein Blick auf so einiges, was alles schon geht.

Kultbrillen beim FC St. Pauli

Der Hamburger Klub sitzt vermutlich direkt an der Quelle. Für den Schutz der Meere vor Plastikabfällen bietet er seinen Fans jetzt aus Plastikflaschen recycelte Sonnenbrillen an. Zwölf im Müll gesammelte Plastikflaschen braucht es, um eine Sonnenbrille herzustellen. Für jedes verkaufte Exemplar werden übrigens ein Pfund Plastikmüll aus dem Pazifik entfernt, so der Klub – und weist gleich darauf hin, dass in jedem Jahr zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastik in die Meere gelangen. Die vollständige Zersetzung würde 100 bis 1.000 Jahre dauern.

www.fcstpauli.com/news/pacino-sonnenbrillen-aus-100-prozent-recycelten-plastikflaschen-in-den-fcsp-fanshops/ Foto: FC St Pauli

Hol die Netze raus!

Im Nordpazifik schwimmt das „Great Pacific Garbage Patch“, ein riesiger Müllstrudel, der 4,5 Mal so groß wie Deutschland ist. Was kaum jemand weiß: 46 Prozent dieses Plastikmülls besteht aus verloren gegangenen oder absichtlich versenkten Fischernetzen. Diese „Geisternetze“ werden zum Todesurteil für unzählige Lebewesen. Madeleine von Hohenthal und Benjamin Wenke bergen sie jetzt gemeinsam mit Meeresschutz-Organisationen und machen unter dem Namen Bracenet Schmuckes daraus: Armbänder, Ohrringe, Hundeleinen, Bekleidung und andere Produkte. 

www.bracenet.net / Foto: Bracenet

„Zelluloid“ statt Folie

Superseven ist ein junges Unternehmen bei Hamburg. Das Start-up bietet eine ökologische Alternative zur herkömmlichen Folie an, die bereits 1908 entwickelt wurde. Bevor Chemiker nämlich entdeckten, was man alles mit Erdöl anstellen kann, hatten sie ein anderes Verfahren entwickelt, transparentes Material herzustellen. Das Zelluloid war geboren. Doch mit den erdölbasierten Kunststoffen verschwand das Bio-Material fast vollständig vom Markt. Jetzt ist Superseven Marktführer in Deutschland, weil sie das einzige Unternehmen sind, das sich mit der Verarbeitung dieser Folien auskennt: Aus natürlichen, nachwachsenden Grundstoffen, wie Holz, hergestellt, sind ihre Folien nach der Nutzung spurlos verrottbar.
www.superseven.eu/de

Heizen mit Abwasser

Zum Schluss noch ein städtisches Projekt, über das man auch in unserer Region vielleicht einmal nachdenken könnte. Seit 2013 arbeitete die Gemeinde Ilsfeld daran, möglichst unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Dabei stand ein Energieträger im Raum, der fast überall auf der Welt ungenutzt bleibt: Abwasser. Das Nahwärmenetz in Ilsfeld nutzt jetzt die Wärme aus geklärtem Abwasser und versorgt die Gemeinde klimaschonend mit Energie. Ein Blockheizkraftwerk, das mit Erdgas betrieben wird, heizt das Wasser dafür von 55 auf 75 Grad auf. Für das Projekt wurde Ilsfeld als „Europäische Energie- und Klimaschutzkommune” ausgezeichnet.

www.ilsfeld.de/website/de/wirtschaft-energie/energie/eea Foto: Gem. Ilsfeld

zurück

Weiterlesen

#4 – UTOPIA WAR GESTERN

GREEN-TO-GO – der 5-Minuten-Klima Power Blog

| 2030 | Das entscheidende Jahrzehnt – Artikel veröffentlicht: 27/01/22 @ gt-info.de

THINK POSITIVE! 
Kurioses und Innovatives zur Energiewende

Schau mal einer an: In meiner Heimatstadt könnten schon bald Sitzbänke installiert werden, die mobile Geräte und E-Bikes aufladen können. Der Hauptausschuss des Stadtrates befasste sich gerade mit dem Thema. Interessanter Sidekick: Ansässige Unternehmen könnten die Bänke als Sponsoren er- und bewerben.

Doch auch das wäre nur ein löblicher Anfang. Mehr auch nicht. Ein Blick auf die Innovationen um uns herum zeigt, wie kreativ der dringend notwendige Energiewandel Tüftler, Entwickler und Unternehmen werden lässt. Bald schon soll auch Gütersloh ein Innovationszentrum erhalten, in dem Wirtschaft, Start-ups und Hochschulen gemeinsam aus utopischen Ideen reale, zukunftsweisende Projekte entwickeln. Was sie dann so alles erforschen könnten, sind Ideen für ein umweltschonendes Morgen. Doch während wir hier noch planen, sind andere schon etliche Schritte weiter. Ein forschender Blick ins Internet fördert Erstaunliches zutage. Von kurios bis erstaunlich simpel – und das alles könnte bald schon wahr werden. Könnte. Think positive!

Kraftstoff aus Whisky

Das nenne ich mal ein Getränk mit Mehrwert: Der schottische Whiskyhersteller Glenfiddich stellt im Jahr 14 Millionen Flaschen Single Malt Whisky her. Die Abfallprodukte der eigenen Whiskybrennereien sind so enorm, dass er sie einerseits zu emissionsarmen Biokraftstoff in Gasform verarbeiten lässt und ihn gleichzeitig in seinen eigens dafür umgebauten Lkws verwendet (Ultra-Low-Carbon-Fuel ULCF). Das Ergebnis reduziert Treibhausgasemissionen und andere schädliche Partikel im Vergleich zu Diesel-Lieferfahrzeugen um 99 Prozent. Glenfiddich geht davon aus, dass jeder seiner mit Biogas betriebenen Lkw die Kapazität haben wird, fast 250 Tonnen CO2 zu verdrängen. Eine Idee, die dringend Nachahmer sucht – an Brennereien fehlt es in dieser Region ja nicht.

Solar-Carports in der Stadt für Gütersloh

Hier eine Idee, um die Besitzer von E-Cars zu belohnen, Bundesminister Robert Habeck bei seiner Herkulesaufgabe mit städtischer Eigeninitiative zu unterstützten und die eigene Stadt in Punkto Energiewende nach vorne zu bringen. Lange schon hält sich die Vision, mit Parkplätzen, Landstraßen, Autobahnen und Radwegen Strom zu erzeugen. Innovative Start-ups wie Colas Wattway, Solmove und SolaRoad integrieren dafür Photovoltaik-Technik in Module aus Beton und rutschfestem Sicherheitsglas. Doch bis es soweit ist, fangen wir an anderer Stelle an: Das Land Rheinland-Pfalz überlegt große Parkplätze mit Solar-Carports auszustatten. Die so gewonnene Energie kann direkt (und wünschenswerter Weise sogar unentgeltlich) in parkende E-Autos gespeist werden, der Rest könnte ins städtische Stromnetz gehen. Nun, vielleicht müssen Städte aber nicht auf ein entsprechendes Gesetz warten, sondern könnten die durch staatliche Förderungen subventionierte Option „Smart City“ ziehen und so einfach schon mal loslegen. In meiner Heimatstadt scheinen viele Flächen wie gemalt dafür – und ich bin sicher, ihn anderen sieht es ähnlich aus. Und vielleicht kann man für das Projekt sogar das eine oder andere heimische Unternehmen gewinnen? So zumindest machen dann große Parkplatzflächen wieder Sinn. Was hältst du davon, Gütersloh?

Fliegende Kraftwerke

Was wie aus einem Science Fiction Film daher kommt, könnte bald schon über unseren Köpfen schwirren: Fliegende Windkraftwerke. Durch Kreis- oder achtförmige Flugbahnen nutzen sie nicht nur die aufprallende Windenergie aktueller Windräder, sondern auch den Fahrtwind. Lagen die Pläne dafür bislang in der Schublade, werden sie durch Fortschritte bei Autopiloten und einer immer besser werdenden Computertechnologie immer wahrscheinlicher. Zumindest, wenn es nach dem Münchner Start-up Kitekraft geht. Ein Computer mit Flügeln schwebt den vier Gründern vor. Knapp fünf Meter lang soll das erste Modell mit einer Leistung von 20 Kilowatt für die Massenproduktion sein. Und während dieser Typ als umweltfreundliche Alternative zu Diesel- und Benzinmotoren eingesetzt werden soll, planen sie gleichzeitig größere „Drachen“, die auf 100 und 500 Kilowatt kommen könnten. Ihr langfristiges Ziel sind sogar FWKs mit zehn Megawatt, die bis zu 5.000 Haushalte mit Strom zu versorgen.

Video Kite Kraft

Leuchtende Bioabfälle

Der philippinische Student Carvey Ehren Maigue erhielt für seine Innovation den James Dyson Award für Nachhaltigkeit. Er entwickelte eine neuartige Technologie namens AuREUS Solar, die Sonnenstrom aus Obst- und Gemüseabfällen erzeugt. Maigues Idee ist so simpel wie genial. Obst- und Gemüsereste werden zerkleinert, die gewonnenen Partikel mit Harz gemischt und zu Modulen geformt. Die Partikel fluoreszieren, absorbieren UV-Licht und glühen. Dieses Licht wird in Strom umgewandelt und über integrierte Regelkreise sofort genutzt oder gespeichert. Die Technologie lohnt sich für Einzelgeräte genauso wie für vorhandene Solaranlagen, um hier eine höhere Leistung zu erzielen. Selbst an wolkigen Tagen können von Gehwegen oder umliegenden Gebäuden abprallende UV-Strahlen eingefangen und daraus Strom erzeugt werden.

Powered by the Sun

Ein Auto, das sich ohne hinzugeführte Energie auflädt, fortbewegt und andere Fahrzeuge oder Geräte mit Strom versorgen kann. Was nach Illusion klingt, haben Laurin Hahn und Jona Christians längst in die Tat umgesetzt. Läuft es nach Plan, rollt ihr Sono ab 2023 über die Straßen. „Wir haben über 248 Solarzellen nahtlos in die gesamte Karosserie unseres Solarautos eingearbeitet. Der Sion kann durchschnittlich bis zu 245 Kilometer pro Woche zusätzliche Reichweite durch reine Sonnenenergie gewinnen“ erklären sie. Die volle Autarkie auf kurzen Strecken wird zusätzlich durch eine flüssigkeitsgekühlte Batterie mit einer Kapazität von 54 kWh und einer Reichweite von 305 Kilometer erweitert.

Energieernte auf dem Feld

Phototropismus nennt sich das Verhalten von Pflanzen und Tieren, sich nach den einfallenden Sonnenstrahlen ausrichten. An der Universität von Kalifornien haben Wissenschaftler 2019 Mikropolymere entwickelt, die dieses Verhalten von Pflanzen imitieren. Sie können sich je nach Wärmeeinwirkung der Sonnenstrahlen zusammenziehen oder ausdehnen und dadurch eine Krümmung in Richtung der Wärmequelle erzielt wird. Das sogenannte „Bio-Mimicking-Smart-Material“ richtet sich also nach der Sonne aus und folgt deren Strahlungen. Die „Tiny Sunflower“ Nanotechnologie stellt damit eine Alternative zu den heute wuchtigen Solarpaneelen dar, ihre Effizienz ist mit denen aktuell erhältlicher flexibler Solarpanels vergleichbar.

Nachweis:
www.kitekraft.de
www.photovoltaik.one/aureus-solar
Sunflowers
www.sonomotors.com/de/sion/

zurück

Weiterlesen

#3 – ALLES KANN, ALLES SOLL, ALLES MUSS!

GREEN-TO-GO –  der 5-Minuten-Klima Power Blog

| 2030 | Das entscheidende Jahrzehnt – Artikel veröffentlicht: 16/12/21 @ gt-info.de

Im Herbst starteten wir unsere Serie über das Ziel der EU bis 2050 klimaneutral zu sein. Green Deal nennt sich das Konzept, das bis 2030 eine Senkung der Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 einfordert. Wie soll das gehen? Verkehrswende, Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Landwirtschaft, technische Innovationen, Forschungslabore … alles steht auf dem Plan. Frei nach dem Motto alles kann, alles soll, alles muss! Bestenfalls.

Erste kleine Schritte wurden sichtbar, viele andere lassen nach wie vor auf sich warten. So bemängelte ich (und tue es immer noch) die zu wenigen öffentlich zugänglichen Ladestationen für ein künftiges Mehraufkommen an E-Cars in unserer Stadt und nannte als Beispiel das Dortmunder Konzept, das Ladestationen mit Straßenlaternen koppelt. Die BfGT stellte im Ausschuss Umwelt und Klima einen Prüfantrag, ob dies auch in Gütersloh möglich sei. Das wurde von der Verwaltung zwar verneint, doch versprach man, dem Ausschuss einen Vorschlag zu unterbreiten, wie sich die Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge verbessern lässt. Das wird auch dringend nötig, sollte nicht jeder, der kann, demnächst sein E-Auto via Verlängerungskabel im Hinterhof am häuslichen Stromnetz aufladen müssen.

Du bist nicht allein

Doch die Stadt ist da nicht allein. Die Frage nach genügend Ladestationen für alle stellt sich im ganzen Land. Trotzdem ist sie nur ein Baustein auf dem Weg zur Verkehrswende. Rund 25 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in der EU sind auf die aktuelle Verkehrssituation zurückzuführen. Wie also geht eine nachhaltige Reduzierung von Treibhausgas- und Schadstoffemissionen, Lärm, Unfällen und Überlastung? Die Antwort wird eine bittere Pille für Automobilfreunde sein: Soll die Mobilitätswende schnell und nachhaltig gelingen, sind E-Cars nur der erste Schritt auf dem Weg zum langfristigen Verzicht und hin zu alternativen Transportmitteln. Eine gute digitale Infrastruktur vorausgesetzt, gehört ein bestens vernetztes elektrifiziertes Busse- und Bahn-System genauso dazu, wie Car-Sharing-Projekte, eine einzige, alle Angebote bündelnde App und das vermehrte Nutzen von Fahrrädern.

Fördermaßnahme Lastenrad

Und da kommt uns ein Angebot der Stadt gerade recht: Seit Oktober bietet Gütersloh ein Förderprogramm für Lastenräder an. Was anfangs noch deutschlandweit medial belächelt wurde, erfährt längst einen immer größeren Zuspruch – nicht nur in Großstädten. „Gefördert wird der Erwerb von handelsüblichen neu angeschafften Lastenrädern und die dazugehörigen Anhänger“, erklärt Leif Pollex, Klimabeauftragte der Stadt. Ganze 30 Prozent vom Anschaffungspreis werden bezuschusst, maximal 1.000 Euro. Bis Ende 2022 stehen dafür mehr als 50.000 Euro zur Verfügung. Ein schöner Anfang ist gemacht. Jetzt braucht es nur noch den zügigen und bezahlbaren Ausbau des großen Rests.

Konzepte wagen

Bewegen wir uns mal wieder über die eigenen Grenzen hinaus, zeigt das Beispiel Oslos konkret, wie ÖPNV und Fahrrad das Auto immer besser ersetzen können. Auch wenn die Stadt mit knapp 700.000 Einwohnern auf den ersten Blick nicht vergleichbar erscheint, ringt sie doch mit den gleichen Problemen: Sie wächst, die Menschen brauchen Wohnungen, das Verkehrsaufkommen legt zu. So rief Oslo das ambitionierte Ziel aus, den Anstieg der Einwohnerzahl vollständig durch den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) abzufangen. Damit das gelingen kann, baut die Stadt sein ÖPNV-Angebot und -Netz systematisch aus. Auch eine Radverkehrsstrategie bis 2025 gehört dazu. Bis dahin soll sich der Anteil des Radverkehrs am Gesamtaufkommen auf 16 Prozent steigern und 85 Prozent der Einwohner einen Radweg in weniger als 200 Meter Entfernung von ihrem Zuhause vorfinden.  

Oder schauen wir uns Barcelona an, einem der europäischen Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Hier werden bis zu neun Häuserblocks in „Superblocks“ zusammengefasst. Sie erhalten mehr Platz für Grün in Form von bepflanzten Hochbeeten und Fassaden, Blumentöpfen und schattenspendenden Bäumen. Dafür werden Straßen von zwei Spuren auf eine reduziert und das Tempo des Autoverkehrs auf maximal 10 bis 20 km/h begrenzt. Das Resultat: Menschen, Fußgänger und Radfahrer prägen das Stadtbild. Die Beispiele zeigen: einfach mal machen und wagen ist die beste Strategie.

Gemeinsam geht’s besser

Doch gemeinsam geht’s leichter. Das sehen mittlerweile 47 Kommunen und Städte in Deutschland genauso. Um schneller voranzukommen, haben sie sich in einem Wettbewerb zusammengeschlossen – darunter auch Bielefeld, Osnabrück und Bad Oeynhausen. Gemeinsam arbeiten sie mit an den Projekten „MobilitätsWerkStädte“ und „MobilitätsZukunftsLabore“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. In drei Förderphasen entwickeln sie lokale Mobilitätskonzepte für die Zukunft. In den daraus entstehenden Reallaboren werden die Lösungen in der Praxis getestet. Seit Januar 2020 arbeiten sie daran, die nachhaltige Mobilität in Deutschland voranzubringen und einen aktiven Beitrag zur Verkehrswende zu leisten. Mit Einbezug der Bürgerinnen und Bürger, Akteurinnen und Akteuren und der Wissenschaft erproben die Modellprojekte zukunftsweisende Konzepte in der Praxis.

Quellenangaben:

Förderprogramm Lastenräder

Konzepte europäischer Städte

Nachhaltige urbane Konzepte in Deutschland

zurück

Weiterlesen

#2 – FLÄMMCHEN IN SICHT

GREEN-TO-GO –  der 5-Minuten-Klima Power Blog

| 2030 | Das entscheidende Jahrzehnt – Artikel veröffentlicht: 25/11/21 @ gt-info.de

Sie ist unerlässlich, jeder spricht von ihr, doch so richtig in Fahrt kommt sie nicht – die Energiewende. Es geht darum, ressourcenschonende, saubere, bezahlbare, sichere und vor allem regionale Energie für unseren täglichen Bedarf zu erzeugen und zu nutzen. Das umzusetzen ist eines der ambitionierten Ziele, die EU-Länder bis 2030 erreichen sollen. Windkraft- und Solaranlagen, aber auch Wasserstoffkraftwerke könnten die naheliegendste Lösung sein.

Das Dumme dabei: Windkraftanlagen sollen in NRW nicht zu nah an Wohnsiedlungen heranreichen, stören in freier Natur das Auge des Betrachters und können für Vögel gefährlich sein. In der Folge werden „hierzulande“ Windkrafträder statt vermehrt auf-, eher wieder abgebaut. Auch großflächig angelegte Salarparks findet man in dieser Region selten bis gar nicht; Photovoltaikanlagen werden derzeit eher für die eigene Versorgung auf Dächern betrieben. Und Wasserstoffkraftwerke? Die lohnen sich selten im flussarmen Binnenland – ohne Wasser läufts halt nicht. Irgendwie scheint immer etwas dem Fortschritt in die Quere zu kommen. Doch am Horizont leuchtet ein kleines Flämmchen.

Watt geht

Die Stadt Gütersloh hat jetzt mit dem Quartals-Sieg beim „Wattbewerb“ einen Erfolg zu vermelden. Bei diesem Wettbewerb unter teilnehmenden Kommunen und Städten hat derjenige gewonnen, der als erster die neu installierte Photovoltaik-Leistung seiner Stadt verdoppeln kann. Tatsächlich hatte Gütersloh gerade unter allen Teilnehmern das bisher größte Plus an Photovoltaik-Anlagen erreicht. Seit dem Sommer sorgt dieses städtische Förderprogramm für eine Antragsflut von Eigentümern von Wohngebäuden mit maximal sechs Wohneinheiten. Zwischen 30 und über 90 Prozent des so erzeugten Stroms kann dabei selbst genutzt werden, der Überschuss wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist und entsprechend vergütet. Der Antrag kann übrigens digital gestellt werden.

So, der Anfang scheint also gemacht. Doch es ist, was es ist – ein Anfang eben. Der Weg ist eingeschlagen, wir sind in der Spur, doch so richtig Fahrt aufgenommen haben wir noch nicht. Wenn wir also nicht wollen, dass der Weg allein das Ziel ist, haben wir noch eine Menge zu erledigen, um überhaupt ans Ziel zu kommen. Und dafür bieten die Stadt und der Kreis eigentlich gute, ertragreiche Lösungen an. Eigentlich.

Es war einmal eine Landebahn

Da gab es vor nicht all zu langer Zeit eine wirklich zündende Idee – eine lodernde Flamme, sozusagen. Denn im Gegensatz zu Photovoltaikanlagen auf Dächern von Privathäusern und Unternehmen tauchte vor einigen Jahren etwas Größeres am Horizont auf. Im Zuge der Umnutzung des ehemaligen britischen Flughafengeländes an der Marienfelder Straße gab es tiefgreifende Überlegungen, die gesamte Fläche der dortigen Start- und Landebahn für Photovoltaik-Anlagen zu nutzen. Man muss wissen, dass es sich hierbei um eine asphaltierte Fläche von 2.252 Metern mal 46 Metern handelt, die zwischen dem Naturschutzgebiet und der angedachten Gewerbefläche einfach ungenutzt rumliegt – und mit der Zeit verwittert. Ein Solarpark bietet sich hier quasi ganz von selbst an. Nicht wenige Experten sind sich sicher, dass ein dort flächendeckend erzeugter, regionaler und grüner Strom dem Kreis auf dem Weg in die Klimaneutralität sehr gut helfen könnte. Die Rede ist von zirka1.000 Haushalten im Kreis Gütersloh, die dadurch mit nachhaltigem, grünen, regionalen Strom versorgt werden könnten.

Flächen gesucht!

Doch was so schön und einfach klingt, ist es in der Praxis dann doch wieder nicht: Naturschutzverbände sprachen sich gegen eine solche Nutzung aus, weil sie die Störung seltener Vogelarten durch die Anlage befürchteten. Kurz: Diese Flamme erlosch, als die Stadt Gütersloh eine gemeinsame Stellungnahme von Umwelt- und Planungsausschuss beschloss, die später maßgeblich für den jetzt aktuellen Landschaftsplan des Kreises wurde. Vom Kreistag am 7. September 2020 beschlossen, ist der Plan seit April 2021 rechtsgültig. Und nun haben wir es schwarz auf weiß: Auf Seite 53, unter 2.1.5.1.3, wird untersagt, die Start- und Landebahn für Photovoltaikanlagen zu nutzen. Tja. Hat vielleicht jemand anderes eine zündende Idee? Eine schöne, große Fläche vielleicht, die wir endlich für die Gemeinschaft nutzen können?

Oben Solar, unten Gemüse

Oder machen wir’s zumindest so wie Landwirt Florian Reyer mit seinem Solarpark. Sein Beispiel könnte ja auch hier das Flämmchen erneut entfachen. Im Zeit-Magazin war gerade ein Bericht zu lesen, in dem von seinen Ackerflächen die Rede ist. Darauf verbindet der Bio-Bauer Strom- und Lebensmittelerzeugung miteinander. Das Argument, dass Solarparks der Landwirtschaft den Boden streitig machen, lässt er damit weit hinter sich. Stattdessen werden bei ihm Lebensmittel und Strom auf derselben Fläche produziert. Und zwar übereinander. Mehr als fünf Meter können die Solarpanels auf den Feldern in den Himmel ragen – kein Problem also für den Mähdrescher, der hier nach wie vor den Boden beackert. Das System nennt sich Agri-Photovoltaik, stellt das Thema Solarpark auf das nächste Level, bietet ein Dach aus Photovoltaikmodulen in mehreren Metern Höhe und darunter wird geerntet. Laut Hersteller lassen sich so auch große Photovoltaikanlagen auf Freiflächen installieren, ohne fruchtbaren Ackerboden zu verlieren. Ein System übrigens, das auch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE unterstützt – und das Zeug dazu hätte, bei künftigen Förderungen berücksichtigt zu werden.

Na? Wie wärs? Fläche in Sicht?

Links:

www.wattbewerb.de

Agri-Photovoltaik

Nationale Energie- und Klimapläne (EU)

Green Deal / Europe Direct Gütersloh

zurück

Weiterlesen