GREEN-TO-GO – der 5-Minuten-Klima Power Blog
| 2030 | Das entscheidende Jahrzehnt – Artikel veröffentlicht: 27/01/22 @ gt-info.de
THINK POSITIVE!
Kurioses und Innovatives zur Energiewende
Schau mal einer an: In meiner Heimatstadt könnten schon bald Sitzbänke installiert werden, die mobile Geräte und E-Bikes aufladen können. Der Hauptausschuss des Stadtrates befasste sich gerade mit dem Thema. Interessanter Sidekick: Ansässige Unternehmen könnten die Bänke als Sponsoren er- und bewerben.
Doch auch das wäre nur ein löblicher Anfang. Mehr auch nicht. Ein Blick auf die Innovationen um uns herum zeigt, wie kreativ der dringend notwendige Energiewandel Tüftler, Entwickler und Unternehmen werden lässt. Bald schon soll auch Gütersloh ein Innovationszentrum erhalten, in dem Wirtschaft, Start-ups und Hochschulen gemeinsam aus utopischen Ideen reale, zukunftsweisende Projekte entwickeln. Was sie dann so alles erforschen könnten, sind Ideen für ein umweltschonendes Morgen. Doch während wir hier noch planen, sind andere schon etliche Schritte weiter. Ein forschender Blick ins Internet fördert Erstaunliches zutage. Von kurios bis erstaunlich simpel – und das alles könnte bald schon wahr werden. Könnte. Think positive!
Kraftstoff aus Whisky
Das nenne ich mal ein Getränk mit Mehrwert: Der schottische Whiskyhersteller Glenfiddich stellt im Jahr 14 Millionen Flaschen Single Malt Whisky her. Die Abfallprodukte der eigenen Whiskybrennereien sind so enorm, dass er sie einerseits zu emissionsarmen Biokraftstoff in Gasform verarbeiten lässt und ihn gleichzeitig in seinen eigens dafür umgebauten Lkws verwendet (Ultra-Low-Carbon-Fuel ULCF). Das Ergebnis reduziert Treibhausgasemissionen und andere schädliche Partikel im Vergleich zu Diesel-Lieferfahrzeugen um 99 Prozent. Glenfiddich geht davon aus, dass jeder seiner mit Biogas betriebenen Lkw die Kapazität haben wird, fast 250 Tonnen CO2 zu verdrängen. Eine Idee, die dringend Nachahmer sucht – an Brennereien fehlt es in dieser Region ja nicht.
Solar-Carports in der Stadt für Gütersloh
Hier eine Idee, um die Besitzer von E-Cars zu belohnen, Bundesminister Robert Habeck bei seiner Herkulesaufgabe mit städtischer Eigeninitiative zu unterstützten und die eigene Stadt in Punkto Energiewende nach vorne zu bringen. Lange schon hält sich die Vision, mit Parkplätzen, Landstraßen, Autobahnen und Radwegen Strom zu erzeugen. Innovative Start-ups wie Colas Wattway, Solmove und SolaRoad integrieren dafür Photovoltaik-Technik in Module aus Beton und rutschfestem Sicherheitsglas. Doch bis es soweit ist, fangen wir an anderer Stelle an: Das Land Rheinland-Pfalz überlegt große Parkplätze mit Solar-Carports auszustatten. Die so gewonnene Energie kann direkt (und wünschenswerter Weise sogar unentgeltlich) in parkende E-Autos gespeist werden, der Rest könnte ins städtische Stromnetz gehen. Nun, vielleicht müssen Städte aber nicht auf ein entsprechendes Gesetz warten, sondern könnten die durch staatliche Förderungen subventionierte Option „Smart City“ ziehen und so einfach schon mal loslegen. In meiner Heimatstadt scheinen viele Flächen wie gemalt dafür – und ich bin sicher, ihn anderen sieht es ähnlich aus. Und vielleicht kann man für das Projekt sogar das eine oder andere heimische Unternehmen gewinnen? So zumindest machen dann große Parkplatzflächen wieder Sinn. Was hältst du davon, Gütersloh?
Fliegende Kraftwerke
Was wie aus einem Science Fiction Film daher kommt, könnte bald schon über unseren Köpfen schwirren: Fliegende Windkraftwerke. Durch Kreis- oder achtförmige Flugbahnen nutzen sie nicht nur die aufprallende Windenergie aktueller Windräder, sondern auch den Fahrtwind. Lagen die Pläne dafür bislang in der Schublade, werden sie durch Fortschritte bei Autopiloten und einer immer besser werdenden Computertechnologie immer wahrscheinlicher. Zumindest, wenn es nach dem Münchner Start-up Kitekraft geht. Ein Computer mit Flügeln schwebt den vier Gründern vor. Knapp fünf Meter lang soll das erste Modell mit einer Leistung von 20 Kilowatt für die Massenproduktion sein. Und während dieser Typ als umweltfreundliche Alternative zu Diesel- und Benzinmotoren eingesetzt werden soll, planen sie gleichzeitig größere „Drachen“, die auf 100 und 500 Kilowatt kommen könnten. Ihr langfristiges Ziel sind sogar FWKs mit zehn Megawatt, die bis zu 5.000 Haushalte mit Strom zu versorgen.
Leuchtende Bioabfälle
Der philippinische Student Carvey Ehren Maigue erhielt für seine Innovation den James Dyson Award für Nachhaltigkeit. Er entwickelte eine neuartige Technologie namens AuREUS Solar, die Sonnenstrom aus Obst- und Gemüseabfällen erzeugt. Maigues Idee ist so simpel wie genial. Obst- und Gemüsereste werden zerkleinert, die gewonnenen Partikel mit Harz gemischt und zu Modulen geformt. Die Partikel fluoreszieren, absorbieren UV-Licht und glühen. Dieses Licht wird in Strom umgewandelt und über integrierte Regelkreise sofort genutzt oder gespeichert. Die Technologie lohnt sich für Einzelgeräte genauso wie für vorhandene Solaranlagen, um hier eine höhere Leistung zu erzielen. Selbst an wolkigen Tagen können von Gehwegen oder umliegenden Gebäuden abprallende UV-Strahlen eingefangen und daraus Strom erzeugt werden.
Powered by the Sun
Ein Auto, das sich ohne hinzugeführte Energie auflädt, fortbewegt und andere Fahrzeuge oder Geräte mit Strom versorgen kann. Was nach Illusion klingt, haben Laurin Hahn und Jona Christians längst in die Tat umgesetzt. Läuft es nach Plan, rollt ihr Sono ab 2023 über die Straßen. „Wir haben über 248 Solarzellen nahtlos in die gesamte Karosserie unseres Solarautos eingearbeitet. Der Sion kann durchschnittlich bis zu 245 Kilometer pro Woche zusätzliche Reichweite durch reine Sonnenenergie gewinnen“ erklären sie. Die volle Autarkie auf kurzen Strecken wird zusätzlich durch eine flüssigkeitsgekühlte Batterie mit einer Kapazität von 54 kWh und einer Reichweite von 305 Kilometer erweitert.
Energieernte auf dem Feld
Phototropismus nennt sich das Verhalten von Pflanzen und Tieren, sich nach den einfallenden Sonnenstrahlen ausrichten. An der Universität von Kalifornien haben Wissenschaftler 2019 Mikropolymere entwickelt, die dieses Verhalten von Pflanzen imitieren. Sie können sich je nach Wärmeeinwirkung der Sonnenstrahlen zusammenziehen oder ausdehnen und dadurch eine Krümmung in Richtung der Wärmequelle erzielt wird. Das sogenannte „Bio-Mimicking-Smart-Material“ richtet sich also nach der Sonne aus und folgt deren Strahlungen. Die „Tiny Sunflower“ Nanotechnologie stellt damit eine Alternative zu den heute wuchtigen Solarpaneelen dar, ihre Effizienz ist mit denen aktuell erhältlicher flexibler Solarpanels vergleichbar.
Nachweis:
www.kitekraft.de
www.photovoltaik.one/aureus-solar
Sunflowers
www.sonomotors.com/de/sion/