
GREEN-TO-GO – der 5-Minuten-Klima Power Blog
| 2030 | Das entscheidende Jahrzehnt – Artikel veröffentlicht: 2/03/22 @ gt-info.de
Plastikflaschen zu Brillen, Fischernetze zu Schmuck und Kleidung. Im Meer schwimmt ja so einiges, was da nicht hingehört. Wie wäre es also, den herumtreibenden Müll einzusammeln und wieder zu verwerten? Geht nicht? Geht! Muss sogar! Und gibt’s auch schon.
Eine gute Idee um hier mitzumischen ist die Kreislaufwirtschaft – ein äußerst lukratives Geschäft für Unternehmen. „Wir leben auf zu großem Fuß. Unser lineares Wirtschaftssystem, das nach dem Durchflussprinzip take-make-waste funktioniert, befindet sich auf Kollisionskurs mit den Belastungsgrenzen unseres Planeten. Gewinnung und Verarbeitung von Ressourcen sind für mehr als 90 Prozent des weltweiten Biodiversitätsverlusts und mehr als die Hälfte aller Treibhausgasemissionen verantwortlich“, heißt es zum Beispiel auf „Circular Futures“, einer österreichischen Online-Plattform, die sich für die Kreislaufwirtschaft einsetzt.
Kreislauf als Wirtschaftsmodell
Die Kreislaufwirtschaftist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs. Bereits im Umlauf befindliche Materialien und Produkte werden so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt. Mit anderen Worten: Um die übrig gebliebenen Ressourcen unseres Planeten überhaupt noch schützen zu können, sollten wir Produkte so oft es geht wieder benutzen. Unternehmen haben diesen Wertstoffkreislauf längst als Geschäftsmodell entdeckt und ganze Geschäftszweige beschäftigen sich mit Wiederverwertung und Wiederverkauf.
Aus Alt mach Neu!
Dabei ist die Idee beileibe nicht neu. Schrotthändler leben schon seit es das „alte Eisen“ gibt sehr gut von der Verwertung und dem Weiterverkauf ihrer gesammelten Produkte. Doch nicht nur sie. Hier ein Abrissunternehmen, das sich mit der kompletten Wiederverwertung aller dabei gewonnen Materialien beschäftigt, da ein Start-up, das Altkleider in ihre Fasern zerlegt, neuaufbereitet und als recycelte Garne der Weiterverarbeitung in der Bekleidungsindustrie zuführt.
Ja, auch das Umweltbundesamt plädiert schon seit langem dafür, defekte Geräte nicht zu entsorgen, sondern reparieren zu lassen. Ein Hinweis, der vermutlich auch Apple erreichte, denn seit kurzem bietet der iPhone-Hersteller endlich auch generalüberholte Modelle preiswerter an.
Ein Blick auf Gütersloh zeigt zudem, dass Reparatur statt Wegwerfen hier schon lange Programm ist. Der Verein Makerspace bietet seit Jahren an jedem ersten Samstag im Monat in der Stadtbibliothek die Möglichkeit an, defekte Geräte zu neuem Leben zu erwecken.
www.makerspace-gt.de
Wie wäre es also, wenn wir das „Ressourcen Schonen“ zum Trend erklären und so in unseren Alltag integrieren? Hier ein Blick auf so einiges, was alles schon geht.
Kultbrillen beim FC St. Pauli
Der Hamburger Klub sitzt vermutlich direkt an der Quelle. Für den Schutz der Meere vor Plastikabfällen bietet er seinen Fans jetzt aus Plastikflaschen recycelte Sonnenbrillen an. Zwölf im Müll gesammelte Plastikflaschen braucht es, um eine Sonnenbrille herzustellen. Für jedes verkaufte Exemplar werden übrigens ein Pfund Plastikmüll aus dem Pazifik entfernt, so der Klub – und weist gleich darauf hin, dass in jedem Jahr zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastik in die Meere gelangen. Die vollständige Zersetzung würde 100 bis 1.000 Jahre dauern.

Hol die Netze raus!
Im Nordpazifik schwimmt das „Great Pacific Garbage Patch“, ein riesiger Müllstrudel, der 4,5 Mal so groß wie Deutschland ist. Was kaum jemand weiß: 46 Prozent dieses Plastikmülls besteht aus verloren gegangenen oder absichtlich versenkten Fischernetzen. Diese „Geisternetze“ werden zum Todesurteil für unzählige Lebewesen. Madeleine von Hohenthal und Benjamin Wenke bergen sie jetzt gemeinsam mit Meeresschutz-Organisationen und machen unter dem Namen Bracenet Schmuckes daraus: Armbänder, Ohrringe, Hundeleinen, Bekleidung und andere Produkte.

„Zelluloid“ statt Folie
Superseven ist ein junges Unternehmen bei Hamburg. Das Start-up bietet eine ökologische Alternative zur herkömmlichen Folie an, die bereits 1908 entwickelt wurde. Bevor Chemiker nämlich entdeckten, was man alles mit Erdöl anstellen kann, hatten sie ein anderes Verfahren entwickelt, transparentes Material herzustellen. Das Zelluloid war geboren. Doch mit den erdölbasierten Kunststoffen verschwand das Bio-Material fast vollständig vom Markt. Jetzt ist Superseven Marktführer in Deutschland, weil sie das einzige Unternehmen sind, das sich mit der Verarbeitung dieser Folien auskennt: Aus natürlichen, nachwachsenden Grundstoffen, wie Holz, hergestellt, sind ihre Folien nach der Nutzung spurlos verrottbar.
www.superseven.eu/de
Heizen mit Abwasser
Zum Schluss noch ein städtisches Projekt, über das man auch in unserer Region vielleicht einmal nachdenken könnte. Seit 2013 arbeitete die Gemeinde Ilsfeld daran, möglichst unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Dabei stand ein Energieträger im Raum, der fast überall auf der Welt ungenutzt bleibt: Abwasser. Das Nahwärmenetz in Ilsfeld nutzt jetzt die Wärme aus geklärtem Abwasser und versorgt die Gemeinde klimaschonend mit Energie. Ein Blockheizkraftwerk, das mit Erdgas betrieben wird, heizt das Wasser dafür von 55 auf 75 Grad auf. Für das Projekt wurde Ilsfeld als „Europäische Energie- und Klimaschutzkommune” ausgezeichnet.
